KI-Regeln zwischen Nutzen und Einschränkung: Wie sinnvoll sind die Grenzen für künstliche Intelligenz?

Der Auftakt: Frust über Marketing-Freebies und Segmentierung

Der Einstieg in die Podcast-Folge hat zunächst wenig mit KI zu tun – aber umso mehr mit einer Alltagserfahrung vieler Unternehmer:innen und Marketer: Freebies (kostenlose Angebote wie PDFs oder Webinare) werden oft ausschließlich zur Leadgenerierung genutzt und nicht Bestandskunden zugänglich gemacht. Ole ärgert sich über diese Praxis und stellt die Frage, warum Unternehmen nicht einfach Ressourcen offen im Kunden-Backend bereitstellen. So könnten Kund:innen ohne unnötige E-Mail-Abfragen noch mehr Mehrwert erhalten. Yannick stimmt zu: Er sammelt zahllose PDFs, liest aber kaum eines – Grund genug, alternative, kundenfreundlichere Freebie-Angebote zu denken, etwa als offene LinkedIn-Posts mit echten Dialogoptionen statt lieblosen Downloads.

Die vielen Gesichter von KI-Regeln: Wo sind die Grenzen?

Der Kernteil der Episode dreht sich dann um die Regeln bei KI-Tools wie ChatGPT und Gemini. Yannick und Ole diskutieren ihre persönlichen Erfahrungen mit Regelverletzungshinweisen in ChatGPT – und deren teils überraschend niedrigen Schwellen. Beispielsweise wurde Yannick eine „mögliche Regelverletzung“ angezeigt, nur weil er nach einer detaillierteren Antwort gefragt hatte, nicht etwa durch einen eindeutig problematischen Prompt.

Ole berichtet, dass technische Grenzen vor allem beim Datenschutz auftreten: KI-basierte Agenten wie Manus dürfen sich für Analysen nicht selbstständig in Fremdkonten einloggen – Screenshots und manuelles Hochladen bleiben nötig. Insgesamt zeigen beide: Die Hürden für KI-Nutzung haben weniger mit Absicht zur Regelumgehung zu tun, sondern treffen den Alltag und frustrieren besonders dann, wenn scheinbar harmlose Inhalte gesperrt werden.

Die AGBs im Schnelldurchlauf: Was darf KI – und was (noch) nicht?

Yannick trägt eine gekürzte Version der ChatGPT-Nutzungsbedingungen vor. Verbote gibt es für:

  • Gesetzeswidrige Nutzung,

  • Selbst- oder Fremdschädigung,

  • Diskriminierung, Hassrede, und Fehlinformation,

  • Individuelle Rechts-, Gesundheits- und Finanzberatung ohne Expertenprüfung,

  • Unterstützung von Glücksspiel, politischen Kampagnen oder das Erstellen unangemessener Inhalte für Minderjährige.

Ole empfindet die meisten Punkte als nachvollziehbar, identifiziert aber schnell die praktische Herausforderung: Viele Verbotszonen – wie bei medizinischen oder finanziellen Themen – lassen sich im Netz ohnehin leicht umgehen, und oft liegen die Probleme nicht bei der KI selbst, sondern bei mangelnder Bildung oder Medienkompetenz.

Zu viel des Guten? Wenn harmlose Inhalte gesperrt werden

Ein spannendes Beispiel aus Yannicks Erfahrung illustriert die Praxis: Google Gemini verweigerte ihm auf einen Prompt, eine „romantische Kurzgeschichte“ zu einem Bild zu schreiben, die Zusammenarbeit – das Wort „romantisch“ reichte aus, um die Inhalte zu blockieren. Das Fazit: Die KI-Anbieter überdrehen teilweise den „Safety-Button“, schränken dabei aber nicht sexuelle, sondern schlicht alltägliche, kulturelle oder kreative Inhalte ein.

Wie weit darf, wie weit sollte Schutz gehen? Auch bei politischen Themen, so Yannick, geht durch die ständige Neutralität und gewollte Differenzierung ein Teil der Meinungsvielfalt verloren – Populismus und Zuspitzung haben schließlich auch ihren Platz in menschlichen Debatten.

Meinungsfreiheit versus Schutzmechanismen: Wo ziehen wir die Linie?

Beide Hosts sind sich einig: Der Staat setzt mit Gesetzen sinnvolle Schranken, aber Eigenverantwortung spielt eine genauso große Rolle – auch in der Medienkompetenz. Was passiert, wenn Anbieter wie OpenAI oder Google entscheiden, was „Wahrheit“ ist und was zu veröffentlichen erlaubt bleibt? Die Gefahr, dass KI-Anbieter zur „Wahrheitsbehörde“ werden, ist real. Ob Religion, Witze, politische Aussagen oder Finanzthemen – zu viel Regelwut schadet der Debattenkultur und verhindert gesellschaftlichen wie technischen Fortschritt.

Ole bringt es auf den Punkt: KI ist ein Werkzeug. Aber „wir haben auch ein eigenes Gehirn“. Verantwortung abzugeben heißt nicht, den eigenen kritischen Verstand abzuschalten.

Fazit: Bildung, Offenheit und Augenmaß statt Überregulierung

Die Diskussion zeigt: KI-Regeln sind nötig, aber nur dann sinnvoll, wenn sie nicht zur Hürde für Innovation und echte Meinungsfreiheit werden. Die Gesellschaft – und jede:r Einzelne – ist gefragt, das Zusammenspiel von künstlicher und menschlicher Intelligenz klug zu gestalten: durch Bildung, bewusste Nutzung und den Mut, Verantwortung nicht einfach an Algorithmen abzugeben.

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